Schuldenfalle Nr.1: Steuerschulden

Steuer­schulden sind das grösste Schulden­problem in der Schweiz. mir-haelfe.ch will dazu beitragen, dass es weniger Steuerschulden gibt.

Fakten und Zahlen in Sachen amtliche Einschätzungen sprechen eine deutliche Sprache: Über 5000 Personen füllen jedes Jahr die Steuererklärung im Kanton Basel-Stadt nicht aus. Das ist fast jede 20. Steuererklärung im Kanton. Für das Jahr 2018 hat die Steuerverwaltung 5578 amtliche Einschätzungen verschickt (insgesamt waren es 116’404 Veranlagungen). Die Analyse früherer Jahre zeigt, dass die meisten der eingeschätzten Personen danach wegen Steuerschulden betrieben werden. 2013 waren es über 70 Prozent. Wenn es uns also gelingt, amtliche Einschätzungen zu verhindern, haben wir gute Chancen, dass es weniger Betreibungen und weniger Steuerschulden gibt.

Steuerschulden wegen Steuereinschätzung

Wir wissen nicht, wie viele der eingeschätzten Personen keine Steuern hätten zahlen müssen, wenn sie ihre Steuererklärung abgegeben hätten. Wir wissen aber, dass viele Menschen, die zum Beispiel

aufgrund ihres geringen Einkommens keine Steuern zahlen müssten. Das heisst: Diese Menschen hätten keine Steuerschulden, wenn man ihren realen Verdienst als Grundlage für die Einschätzung genommen hätte. Und wir wissen, dass etwa Personen mit einer längeren Drogenkarriere, die sich aufrappeln, von der Sucht loskommen, Arbeit finden, oft mit Steuerbetreibungen von mehreren 10’000 Franken aus ihrer Vergangenheit konfrontiert sind – obwohl sie während ihrer ganzen Drogenzeit kein steuerbares Einkommen erzielt haben.

Sensibilisierung in Sachen Steuererklärung

Viele Personen, die ihre Steuererklärung nicht abgeben, kommen im Verlauf des Jahres mit einer Beratungsstelle in Kontakt. Da kann es um Probleme in der Familie gehen, um Verhaltenssüchte, um finanzielle Probleme, um psychische Unterstützung, um Drogen, um Krebs etc. Wenn es uns gelingt, alle Sozialarbeitenden dieser Organisationen auf das Thema Steuererklärung zu sensibilisieren und sich diese dann darum kümmern, dass ihre Klient*innen nicht eingeschätzt werden – dann haben wir schon einiges erreicht. Deshalb ist es auch ein Erfolg, dass so viele soziale Beratungsstellen in Basel Teil von mir-haelfe.ch sind.

Auch die «breite» Öffentlichkeit wollen wir auf das Thema sensibilisieren. Deshalb schalten wir einen Spot in den Basler Poststellen und in der BVB. Viele Baslerinnen und Basler haben eine Nichte, einen Freund, einen Arbeitskollegen oder eine 85-jährige Nachbarin,  der bzw. die ihre Steuererklärung nicht ausfüllt. Dank mir-haelfe.ch können sie ihnen Unterstützung anbieten.

Analysebericht und Praxisstudie

Im Januar 2018 hatte das Statistische Amt den «Analysebericht 2018: Steuerbetreibungen und Steuererlasse» veröffentlicht. Darin wurde klar, dass sehr viele der amtlich eingeschätzten Personen wegen der Einschätzunge betrieben wurden. Die Hochschule für Soziale Arbeit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) erstellte daraufhin im Auftrag der Christoph Merian Stiftung eine Praxisstudie zum Thema «Amtliche Steuereinschätzungen in Basel-Stadt». Die schweizweit erste Studie der Autoren Christian Eckerlein und Christoph Mattes zeigt, dass die Nichteinreichung der Steuererklärung meist einhergeht mit einer belastenden Lebenssituation in mehreren Bereichen, wie z.B. Trennung, Arbeitslosigkeit oder Krankheit.

Weitere Infos zum Thema Steuerschulden finden Sie auch auf der Website von Plusminus.